Auf dem Neujahrsempfang der Sozialdemokraten des Landkreises Oder Spree am Mittwoch, 4 Januar 2012 in Beeskow kam Brandenburgs SPD- Vorsitzender und Ministerpräsident Matthias Platzeck überraschend vorbei. Er hatte allen Grund zur guten Laune, warnte aber auch vor den Risiken der Euro- Krise.
„Ich kann, auf gut brandenburgisch gesagt, nicht meckern. Wenn das Jahr 2012 sich ähnlich entwickelt wie das Jahr 2011!“ Matthias Platzeck sprach kurz und knapp vor den Gästen des Neujahrsempfang. Der Saal des Spreeparkes Beeskow war brechend voll. Das Buffet nach Eröffnung entsprechend schnell leer.
Der UB- Vorsitzende und Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Jörg Vogelsänger hatte seinen Chef ebenso gut gelaunt begrüßt: „In 150 Tagen wird der Internationale Flughafen Berlin Brandenburg eröffnet. Viele junge Menschen werden mit ihm eine berufliche Perspektive haben“. Das sei vielleicht ein guter Schub nach vorne. Vogelsänger: Es gibt gute Zeiten und schlechte Zeiten. Auf das Jahr 2012 können wir jedoch optimistisch blicken!“
„Was in den letzten zwölf Monaten passiert ist, war sehr dicht!“ So Platzeck: „Wir dürfen vor allem nicht handlungsunfähig werden.“ Matthias Platzeck berichtete von den „drei Freunden“, die ihn begleiteten: Der Haushaltskonsolidierung, der demografischen Entwicklung und der Energieplanung.
Das Thema Haushalt und Thema Kreditaufnahme sei das unerotischste Thema überhaupt, hätte früher gähnende Langeweile hervorgerufen. „Das hat sich in letzter Zeit gravierend geändert“, so Platzeck. Brandenburg hätte weniger Kredite aufnehmen müssen, als eingeplant. Wie es wegen der Eurokrise wirklich weitergehe, wisse niemand. Das könne keiner sagen, am wenigsten die Wirtschaftsinstitute. „Deren Aussagen in den letzten Monaten waren alle falsch. Nichts ist eingetroffen!“ Platzeck weiter: „Den Begriff Wissenschaft im Fachgebiet Wirtschaftswissenschaft verstehe ich nicht mehr. Das ist Glaskugellesen!“ Der Physiker konnte sich die bissige Bemerkung nicht verkneifen.
„Wir wollen ein Industrieland bleiben“, sagte Platzeck als er das Thema Energie aufgriff. Dafür sei eine verlässliche Energieversorgung notwendig. Er könne deshalb Petitionen gegen Windkraft, Solaranlagen und Energieleitungen nicht verstehen. „Wir müssen Strom in die Steckdosen kriegen, den Haushalte und Industrie auch bezahlen könnten.
Die Brandenburger seien in diesem Jahr bei der Elektroenergie aus Solaranlagen, Windkraftwerken und Biomasse- Anlage ganz vorne dabei. „Wenn wir 20 Prozent regenerierbare Energie erzeugen wollen, brauchen wir doppelt so viele Windkraftwerke“ rechnet Platzeck vor. „Doch woher holen wir die restlichen 80 Prozent?“ Platzeck beschreibt das Dilemma: Das Abernten von Biomasse in Brandenburg sei ein voller Erfolg, wir bräuchten aber auch noch etwas für die Produktion von Brot.
„Brandenburg ist ein Wachstumsland. Im Bundesvergleich stehen wir ganz vorne da!“ Daran sollten wir gemeinsam arbeiten. „Als Sozialdemokraten müssen wir aber auch die Menschen mitnehmen, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht schaffen!“ (Ein Bericht von Hajo Guhl/ Foto: Nori Kouzeli)