Der Turm des Gotteshaus an der Breite Straße 4 nimmt langsam wieder seine Form an. Damit gewinnt auch das alte Stadtensemble Potsdams wieder seine Kontur. Jörg Vogelsänger besuchte mit Johannes Funke, Sprecher für Religion und Kirchen der SPD-Fraktion im Landtag, der Länderbeauftragten der EKBO Martin Vogel, Wieland Eschenburg von der Stiftung Garnisonkirche Potsdam und Alexandra Pichl, Landesvorsitzende der Grünen die Baustelle.
Nur wenige hundert Meter vom (neuen) Brandenburger Landtag entfernt, entsteht gerade der (neue) alte Turm der preussischen Militärkirche. Das lutherische und reformierte Militär nutzte sie, ebenso die reformierte Hof- und Stadtgemeinde. Der Alte Fritz war hier bis zum Jahre 1991 begraben, gegen seinen Willen. Friedrich II. ruht jetzt neben seinen geliebten Windspielen auf Sanssouci. Eine Stück preußischer Geschichte eben, wieder aufgebaut als historisches Denkmal
Dennoch: Die Garnisonkirche wird eine Ruine der Geschichte bleiben. Adolf Hitler und der (greise) Feldmarschall Hindenburg gaben sich hier den Handschlag, den die Nazis historisch nannten. Denn am 21. März 1933 feierten die Nazis ihren Schulterschluss mit den alten monarchistischen Vertretern, mit dabei das Haus Hohenzollern mit Söhnen von Wilhelm 2. Sie trugen die Weimarer Republik und die Demokratie zu Grabe. NS-Propaganda-Experte Goebbels hatte den Tag sorgfältig und massenwirksam durchgezogen.
Der Turm der Garnisonkirche muss dennoch stehen. Zwar sind es immer die aktuellen Machthaber, die Altes einreißen, um (vermeintlich) Neues zu präsentieren. Wir sollten nicht jedes Kulturdenkmal schleifen, nur weil der Ort Unheilvolles dokumentiert. (Es gibt übrigens zahlreiche Nazibauen, die heute noch stehen und genutzt werden.)
„Die Garnisonkirche hat eine bewegte und widersprüchliche Geschichte. Vereinnahmt von den Nationalsozialisten, aber gleichzeitig auch Versteck für Waffen des Widerstands; bedeutend für Musik, Religion und Architektur, natürlich auch zentral im Stadtbild Potsdams“, erklärt Johannes Funke, Sprecher für Kirchen und Religionen für die SPD im Potsdamer Landtag. Diese Ambivalenz greife das Nutzungskonzept nun auf und wolle aus dem wieder aufgebauten Turm ein Zentrum für Frieden und Zusammenhalt machen.
„Eine Kapelle wird es geben, eine Ausstellungsfläche, Räumlichkeiten für Weiterbildungen und eine barrierefrei erreichbare Aussichtsplattform. Man kann festhalten: Die neue Garnisonkirche wird weit mehr als eine Kirche“, so Funke.
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