Frank Steffen zur Zukunft von Auto, Bus und Rad

Veröffentlicht am 14.04.2023 in Wahlen

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD-Brandenburg) hat bei den Landratskandidaten für den Landkreis Oder-Spree in einem Wahlcheck nachgefragt. Hier die ausführlichen Antworten von Beeskows Bürgermeister und Landratskandidaten Frank Steffen (SPD).

VCD Frage 1. Welches Verkehrsmittel benutzen Sie im Alltag am häufigsten?

Frank Steffen: Einen Fiat 500 mit Elektroantrieb.

VCD Frage 2. Welches Verkehrsmittel benutzen Sie am liebsten?

Frank Steffen: Mein Fahrrad. (Foto rechts)

VCD Frage 3. Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie den Begriff „Verkehrswende“ hören oder lesen?

Frank Steffen: Verkehrswende ist ein einfaches Wort für einen schwierigen und langwierigen Prozess der Umstellung unser Verkehrsgewohnheiten vom Primat des Individualverkehrs hin zu einem ressourcen- und klimaschonenden Verkehr. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der der Landkreis seinen Beitrag leisten kann.

VCD Frage 4. Welche Aufgaben stellen sich unserem Landkreis aus Ihrer Sicht, um zum Gelingen einer ökologisch-sozialen Verkehrswende beizutragen?

Frank Steffen: Das ist natürlich ein bedarfsorientierter und flächendeckender ÖPNV, der die Unterschiede zwischen dem engeren Verflechtungsraum, den Mittelzentren und den ländlichen Bereichen unseres Landkreises berücksichtigt. Es besteht parteiübergreifend Einigkeit, das Angebot auszuweiten. Die große Herausforderung wird sein, wie der Landkreis das finanzieren kann und wie man durch bezahlbare Angebote auch den Menschen mit niedrigem Einkommen die Benutzung möglich macht.
Ich bin der Überzeugung, dass es zu jeder überregionalen Straßenverbindung auch eine Alternative als Radweg geben muss. Hier muss der Landkreis ein Konzept haben, wie er unter Einbeziehung des touristischen Netzes dies zumindest für seine Kreisstraßen sicherstellt.

VCD Frage 5. Wie wollen Sie als Landrat dazu beitragen, Verkehr zu vermeiden bzw. die Verkehrsmenge in unserer Region zu reduzieren?

Frank Steffen: Der Einfluss auf die Wirtschaft ist da sehr gering. Bei meinen Besuchen im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt und dem Spanplattenwerk in Beeskow konnte ich erfahren, dass die Verantwortlichen gerne mehr Transporte von der Straße auf die Schiene verlegen würden. Der Wunsch ihrer Kunden nach kleinen Mengen, individuell und zeitnah gelieferten Produkten und das mangelnde Angebot im Gütertransport auf der Schiene, machen es ihnen enorm schwer.
In der Bevölkerung müssen wir mehr für die bestehenden Angebote werben. Die sind oft nicht so schlecht, wie sie dargestellt werden. Natürlich müssen der Landrat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung vorangehen. Das heißt Vorrang des ÖPNV und SPNV bei Dienstfahrten, Onlineangebote für die Bürgerinnen und Bürger, Videokonferenzen, Jobticket und Fahrradleasing können schnell umgesetzt werden.

VCD Frage 6. Wie wollen Sie erreichen, dass die Abhängigkeit vom Auto in unserem Landkreis reduziert wird?

Frank Steffen: Das wird gerade im ländlichen Raum schwer. Der Landkreis ist durch viele kleine Orte geprägt. Viele Menschen haben weite Wege zur Arbeit, zur Schule, zur Kita, zum Einkaufen und zum Arzt oder Krankenhaus. Viele werden trotz verbessertem Angebot beim ÖPNV auf das Auto angewiesen sein. Aber gerade in unseren Städten sehe ich große Potentiale, durch intelligente Verkehrskonzepte die Erreichbarkeit der o.g. Einrichtungen zu ermöglichen und gleichzeitig weniger Autos in den Innenstädten zu haben. Das ist dann aber in erster Linie die Herausforderung für die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen und die gewählten Vertreter in den Stadtverordnetenversammlungen.

VCD Frage 7. Wie wollen Sie die Bedingungen für den Radverkehr verbessern?

Frank Steffen: Das Programm für die Instandsetzung bestehender Radwege muss konsequent umgesetzt werden. Ergänzende Ortsverbindungen in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden müssen geplant und gebaut werde.

VCD Frage 8. Wo sehen Sie in unserer Region Potenzial für Radschnellverbindungen?

Frank Steffen: Wenn es uns gelingt, möglichst viele Orte durch Radwege miteinander zu verbinden, haben wir viel erreicht und die Radschnellverbindungen ergeben sich von alleine.

VCD Frage 9. Unterstützen Sie die Idee, die ehemalige Bahnstrecke Bad Saarow – Beeskow zu reaktivieren und würden Sie dafür als Landrat eine Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag geben?

Frank Steffen: Die Stadtverordnetenversammlung Beeskow hat dazu sogar einen Beschluss gefasst. Leider wurde die Strecke bei der Machbarkeitsanalyse des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung nur sehr niedrig bewertet. Was ich für einen Fehler halte. Grundsätzlich unterstütze ich das weiterhin, wobei zwischen den zwei Alternativen -ehemalige Streckenführung oder Anbindung westlich des Scharmützelsees- sehr genau abgewogen werden muss.

VCD Frage 10. Wo würden Sie als Landrat weitere PlusBus-Verbindungen einrichten?

Frank Steffen: Den PlusBus als schnelle Alternative zwischen zentralen Orten halte ich für den richtigen Weg. Die Vorschläge für neue Strecken überlasse ich lieber den Expertinnen und Experten, die Fahrgastströme, Potentiale und Machbarkeit besser einschätzen können als ich.

VCD Frage 11. Wie sollte aus Ihrer Sicht der Zubringerverkehr aus kleinen Dörfern zu den nächstgelegenen Bahnhöfen bzw. zu attraktiven Busverbindungen organisiert werden?

Frank Steffen: Vor einigen Jahren habe ich ein sehr interessantes Konzept in der Steiermark kennengelernt. Dort hat man Taxis, Kleinbusse wie den Dalli, bestehende Busverbindungen und Car-Sharing mit dem Haltestellennetz verknüpft und einen einheitlichen Tarif zu Nutzung angeboten, um auch aus kleinen Orten an die Knotenpunkte des ÖPNV bzw. SPNV zu gelangen. Ein solches Konzept kann ich mir für unseren Landkreis auch vorstellen.

VCD Frage 12. Wie bewerten Sie die Idee, den Busverkehr in unserem Landkreis wieder vollständig in kommunale Regie zu übernehmen?

Frank Steffen: Angesichts der geplanten Investitionen von 100 bis 150 Millionen Euro in weiterführende Schulen des Landkreises, die bisher nur schleppend umgesetzt werden, sehe ich dafür in den nächsten Jahren keine finanziellen Spielräume im Haushalt des Landkreises.

VCD Frage 13. Wie wollen Sie die gesetzliche Anforderung zur vollständigen Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr umsetzen?

Frank Steffen: Was die Fahrzeuge betrifft, ist das in erster Linie Aufgabe der Busverkehrsgesellschaft Oder-Spree. Als Gesellschafter muss der Landkreis da Druck machen. Das betrifft auch eine verbesserte Mitnahme von Fahrrädern. Bei den Haltestellen sind die Städte- und Gemeinden gefordert. Der Landkreis kann sie dabei finanziell unterstützen.

VCD Frage 14. Wie sehen sie die Zukunft der Straßenbahnen in Woltersdorf und Schöneiche und würden Sie sich als Landrätin bzw. als Landrat für deren Ausbau (in Form von Netzerweiterungen, dichteren Fahrplantakten, Beschaffung neuer Fahrzeuge usw.) einsetzen?

Frank Steffen: Die beiden Straßenbahnen im Westen des Landkreises sind ein erfolgreiches Nachverkehrsangebot. Bezüglich Taktdichte und Beförderungskapazität bieten die Bahnen einen sehr guten Standard. Die Beschaffung neuer Fahrzeuge hat der Landkreis in der jüngeren Vergangenheit (überwiegend mit Landesmitteln) unterstützt. Auch zukünftig sollte sich der Landkreis hier bedarfskonform engagieren. Netzerweiterungen dürften aufgrund der damit verbundenen extrem hohen Kosten und Planungswiderstände eher unwahrscheinlich sein, wären im Einzelfall jedoch insbesondere auf ihre Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit (Kosten- Nutzen-Verhältnis, nicht Gewinn) zu prüfen. Die Fahrplantakte sollten den aktuellen Bedarfen entsprechen. Hier gab es insbesondere auf der Linie 88 in der jüngeren Vergangenheit bereits Verbesserungen zu den Berufsverkehrszeiten morgens und nachmittags. Sollten im Detail weitere Bedarfe für Angebotsverbesserungen bestehen, müssten diese im Rahmen der Fortschreibung Nahverkehrsplans beraten werden.

VCD Frage 15. Werden Sie als Landrat ein kommunales Carsharing-System (nach dem Vorbild von „BARshare“ im Landkreis Barnim) auf den Weg bringen?

Frank Steffen: Wir haben so viele Herausforderungen im Bereich allgemeiner ÖPNV, Schülerverkehr, Schülerspezialverkehr und Ausbau des Radwegenetzes in unserem Landkreis, dass ich mich dafür nicht verkämpfen will. Da ist die Wirtschaft mit Angeboten gefordert.

 
 

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