Einwanderung: Neue Nachbarn willkommen!

Veröffentlicht am 29.11.2022 in Kultur

Deutschland. Einwanderungsland“ – Dass wir diese Worte in einem Atemzug sagen, ist keineswegs selbstverständlich. So Bundeskanzler Olaf Scholz. „Deutschland, das war über Jahrhunderte nämlich das genaue Gegenteil: ein Auswanderungsland.“ Millionen seien von Bremerhaven und Hamburg Richtung Übersee – meist USA - aufgebrochen. „Heute ist Deutschland selbst für viele ein Land der Hoffnung geworden“. Der Beitrag wurde am 30.11.2022 ergänzt. Die Red.

Der Aufschrei der „wahren Deutschen“ über diese verbale Grenzöffnung war schon Tage zuvor erfolgt. Denn ein neues Einwanderungsgesetz soll nach den Vereinbarungen der Ampel-Koalition her. CDU-Chef Friedrich Merz opponierte reflexartig: „Die deutsche Staatsbürgerschaft ist etwas sehr Wertvolles, und damit muss man behutsam umgehen.“

Andere aus konservativen Kreisen sprachen gar vom Verramschen des deutschen Passes. Die Polemik erinnerte stark an die Zeiten als „Deutsch-Sein“ an die Grenzen des Deutschen Reiches im Jahre 1937 und früher gebunden war. Am deutschen Wesen...

Doch die Zeiten ändern sich: Rund elf Millionen Menschen mit ausländischen Wurzeln leben im Jahre 2022 in der Bundesrepublik Deutschland bei einer Bevölkerung von rund 82 Millionen. Rund 45,42 Millionen Bürger sind in Lohn und Brot. Ein Rekord für das Land. Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles: „Wir brauchen jedes Jahr 400.000 zusätzliche Arbeits- und Fachkräfte im Jahr“. Der Arbeitsmarkt sei so aufnahmefähig wie seit 30 Jahren nicht mehr, und die Leute wollten arbeiten, egal aus welchem Land sie kämen.

Die Arbeitskräfteknappheit in Deutschland ist ebenfalls auf dem Weg zum nächsten Rekord: 1,7 Millionen offene Stellen zählte das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) im ersten Quartal 2022 und im zweiten Quartal sogar 1,93 Millionen offene Stellen.

Ohne sieht es duster aus

Die rechte These von den Sozialschmarotzer an den Töpfen von Hartz IV und künftig dem Bürgergeld lässt sich wohl kaum aufrecht erhalten. Ganze Branchen sind ohne Migranten, Gastarbeiter Zuwanderer und andere Zugereiste oder Reingeschmeckte, wie es in Süddeutschland so schön heißt, kaum am Laufen zu halten.

Olaf Scholz brachte es auf den Punkt: „Mehr als ein Viertel unserer Ärztinnen und Ärzte ist selbst nicht in Deutschland geboren und hat ausländische Wurzeln. In der Pflege gilt das sogar für ein Drittel der Beschäftigten. Wie wertvoll dieser Beitrag ist, das hat uns die Corona-Pandemie besonders eindrucksvoll vor Augen geführt“.

Kurz und schmerzhaft festgestellt: Ohne sie würden wir früher sterben! In Berlin und überall in der Republik kämen wir noch nicht einmal zur Arbeit oder zum Flughafen, ohne unsere „neuen Nachbarn“: Das neue Auto gäbe es nicht, weil keiner die Audi, BMW, Daimler oder VW zusammenschrauben, -schweißen, -kleben würde.

Industrie setzt auf Zuzug

Ohne Ausländer gäbe es jede Menge freie Wohnungen, wie ewig Gestrige immer betonen. Die leeren Behausungen wären jedoch nicht lange bewohnbar, ohne Handwerker, Hausmeister oder Reinigungskräfte. Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.

Kein Wunder, dass die deutsche Wirtschaft die Reform des deutschen Staatsbürgerrechts begrüßt. Die Vorsitzende der »Wirtschaftsweisen«, Monika Schnitzer, hat sich hinter die von der Bundesregierung geplante Reform des Staatsbürgerschaftsrechts gestellt. Eine erleichterte Einbürgerung stärke die Integration der in Deutschland lebenden und arbeitenden Ausländerinnen und Ausländer!

Markus Jerger vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW): „Der Abbau bürokratischer Hürden bei der Einbürgerung von Softwareingenieuren und Pflegekräften kann sich langfristig als wichtiger Standortvorteil für Deutschland erweisen.“

Leistung muss belohnt werden

Die Hürden für Einbürgerungen sollen nach den Vorstellungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser sinken. Statt wie bislang nach acht Jahren sollen unsere neuen Nachbarn künftig bereits nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland die Staatsbürgerschaft erhalten. Bei „besonderen Integrationsleistungen“ soll dies schon nach drei Jahren möglich sein. Wenn Einwanderer z.B. besondere schulische oder berufliche Leistungen oder ehrenamtliches Engagement gezeigt haben oder über besonders gute Sprachkenntnisse verfügen.

Deutschland braucht dringend Fachkräfte! Darin sind sich alle einig, die den Arbeitsmarkt kennen. Die Zahl der offenen Stellen liegt auf einem Höchststand. Um mehr Menschen aus Ländern außerhalb der EU für eine Arbeit in Deutschland zu gewinnen, hat das Bundeskabinett - etwas sperrig formuliert - Eckpunkte zur Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten beschlossen. Auf die vielfach beschworenen Deutschkenntnissen sollten wir nicht allzu viel geben: In zahlreichen Branchen und Wissenschaften wird heute bereits eher Englisch gesprochen. Politik, Wirtschaft und Universitäten sind international vernetzt. Kommunikation auf Deutsch klingt auf dem internationalen Parkett eher exotisch!

Wollen wir unseren Wohlstand halten, müssen wir unsere Grenzen für Einwanderungswillige öffnen. Wie andere Industriestaaten übrigens auch!  Jedes Jahr sterben mehr Seniorenn als Neugeborene hinzukommen. Im Jahr 2021 gab es in Deutschland nach vorläufigen Angaben 795.517 Geburten. Im gleichen Jahr starben 1.023.723 Menschen. Macht zwei Großstädte weniger! Rund 100.000 verließen das Land. Wir müssen uns nicht wundern, wenn Lehrstellen nicht mehr besetzt werden, Handwerksbetriebe dicht machen, Fernfahrer, Lokomotivführer, Lehrer fehlen. Wir können sie nicht ausbilden oder umschulen. Sie sind nicht da!

Die simplen Recherchen zeugen vom blanken Egoismus einer alternden Gesellschaft, der langsam das "deutsche" Personal ausgeht. Kurz gesagt: Wir haben einfach zu wenig eigenen Nachwuchs, um den Laden am Laufen zu halten. Wir müssen uns beeilen beim Anlocken von Fachleuten. Andere Länder wie zum Beispiel Spanien oder Kanada haben die Grenzen für Zuzugswillige längst geöffnet. So wertvoll ist langfristig der deutsche Pass längst nicht, wie einige glauben machen wollen. In einer Skala des Willkommens von Fachkräften steht Deutschland im internationalen Vergleich ziemlich weit hinten!

Nachtrag

Vielleicht denken wir auch über die Menschen und deren Schicksale nach, die zu uns kommen. Viele haben ihre Heimat verloren, ihre Existenzen sind vernichtet. Sie können nicht zurück, weil ihre Wohnungen, Häuser, Straßen, Städte, Länder zerstört sind von Artillerie, Bomben und Granaten. Ihre Verwandten, Freunde und Nachbarn leben nicht mehr. Das haben unsere Eltern im Jahre 1945 erlebt und jetzt klopfen Opfer der Jahre 2015 bis 2022 an! Eine besinnliche Adventszeit! Hajo Guhl

 
 

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